Rendering des Westbahnareals mit hohen Wohntürmen und einer Terrasse rund um die Schmelzbrücke.Stadt Wien

Der Westbahnpark kommt jetzt … oder?

Wer eine kurze Antwort auf die Frage erwartet, ob der Westbahnpark nun kommt oder nicht, wird enttäuscht sein. Zwar hat Ulli Sima (SPÖ) am 26. Jänner 2024 etwas vorgestellt, das sie „Westbahnpark“ nannte, allerdings waren das bloß Zeichnungen, die zu viel Interpretationsspielraum zulassen. Im Hintergrund dieser Zeichnungen waren Hochhäuser angedeutet. Etwas konkreter und detaillierter wurden die Informationen erst im SEK Mitte 15 Bericht: Gebäude mit 30 bis 60 Metern Höhe und eine Grünfläche auf einer massiven Betonterrasse sind geplant.

Screenshot einer dreidimensionalen Ansicht der geplanten Bebauung rund um die Schmelzbrücke, deren Grundriss sich mit dem Schnitt aus der Übersichtskarte des SEK-Mitte15 Berichts deckt.
Stadt Wien Planungsstand der Bebauung von Februar 2023.

Also kein „Landschaftspark“, wie ihn Sima nannte, ja, nicht einmal ein Park, wenn man es genau nimmt. Die sterilen Betonflächen, aus denen hin und wieder ein Busch oder ein zu einem Baum geformter Busch sprießt, kennen wir bereits von anderen Projekten. Mehrere Bäume im Verbund, die Schatten spenden und die Luft kühlen, können auf einer zwei Meter dicken Betonterrasse nicht wachsen. Dazu kommt noch die Frage, wer diese massive Betonkonstruktion und die nachfolgende kostenintensive Betreuung dieses dürftigen Grüns bezahlen soll. Aber auch das kennen wir bereits von anderen Projekten der Stadt Wien: bei der konkreten Umsetzung heißt es dann, es sei nun doch zu teuer und muss einer billigen Variante in Form von Trögen mit niederen Pflanzen weichen. So wird aus einer gefällig dargestellten grünen Szenerie sehr rasch ein steriler heißer Ort, auf dem sich niemand länger als nötig aufhalten will.

Schnitt aus den Plänen der Stadt Wien zum Westbahnareal.
Stadt Wien Schnitt aus dem Verwaltungsworkshop der Stadt Wien von 2023 in dem eine geplante Bauhöhe von 60m eingezeichnet ist.

Aus den vorliegenden Zeichnungen ist ersichtlich, daß Hochhäuser geplant sind. Die ÖBB hat bereits 2023 öffentlich 800-900 Wohnungen entlang der Felberstraße angekündigt. Um diese samt notwendiger Infrastruktur, wie z.B. Kindergärten, auch unterzubringen, müssen die dafür geplante Gebäude bis zu 60 Meter hoch werden. Das ist fast drei Mal so hoch, wie die umliegenden Häuser aus der Gründerzeit. Das Projekt „Westbahnpark“ von Ulli Sima stellt also alles bisherige wortwörtlich in den Schatten.

Übersichtskarte von Wien in der alle geplanten Wohnbauprojekte der ÖBB eingezeichnet sind.
Peter Schneider Laut ÖBB sind 800-900 Wohnungen entlang der Felberstraße geplant.

Wussten sie, dass das neue IKEA Gebäude neben dem Westbahnhof eine Baugenehmigung für bis zu 70 Meter hat? Es lag an IKEA diese Genehmigung auszureizen … oder eben nicht, wie jetzt ersichtlich. Ob auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Bauträger bei den Wohnbauten entlang der Felberstraße auch so agieren werden, bleibt noch abzuwarten.

Die Stadtregierung argumentiert in ihrem „Erläuterungsbericht zum SEK Mitte 15“, dass das Areal bebaut werden könne, weil sich die Kaltluftströme in über 40 Metern Höhe befinden. Das stimmt jedoch nicht, denn bei genauerer Betrachtung der Analysekarte ist ersichtlich, dass die Gebäude entlang der gesamten Felberstraße bereits eine Barriere bilden, die von der Kaltluft nicht überwunden wird. Selbst an der höchsten Stelle sind Geländekante und Gebäude nicht höher als 30 Meter. Die Kaltluft wird es also nicht über die geplanten Hochhäuser schaffen.

Die Stadtklimaanalysekarte mit der Darstellung der nächtlichen Kaltluft um das Westbahnareal.
Die nächtliche Kaltluft im Planungsgebiet

Was also tun? Petitionen unterschreiben bringt in der angeblichen Demokratiehauptstadt 2025 leider nichts. Selbst unsere Petition mit nahezu 12.000 Unterschriften interessiert die Stadtregierung nicht. 

Vielleicht ergibt sich bis zum 27. April 2025 die Gelegenheit, die in den Straßen und Plätzen wahlwerbenden Volksvertreter*innen darauf anzusprechen. Wie soll der 15. Bezirk in 30 Jahren aussehen? Werden wir später einmal über die vergebene Jahrhundert-Chance auf einen echten 100%igen Park jammern? Oder werden wir dann das kühle Grün in unmittelbarer Nähe und inmitten der bis dahin noch weiter gewachsenen Stadt genießen? Und warum genau 30 Jahre? Weil es mindestens so lange braucht, bis ein heute gepflanzter Baum „erwachsen“ ist.

Rendering von Blickwinkel 2040 in Zusammenarbeit mit der Initiative Westbahnpark, wie ein Park, der Westbahnpark, aussehen könnte.
Blickwinkel2040 So sieht es aus, wenn Personen vom Fach von einem „Landschaftspark“ sprechen, Ulli.